Jahrzehntelang waren in der westsächsischen Stadt Plauen, die nahe der inner-deutschen Zonengrenze lag, wie in so vielen Städten Ostdeutschlands Streitkräfte der Roten Armee der Sowjetunion stationiert. Furchteinflößende Mauern und Stacheldraht, unansehnliche Kasernen und von Manövern zerwühlte Landschaft bestimmten das Bild, das die Bevölkerung von der Besatzungsmacht hatte.
Nach dem Zusammenbruch der DDR im Jahr 1989 verlief der etappenweise Abzug der etwa 400 000 Soldaten der Sowjetarmee Anfang der neunziger Jahre friedlich und wie selbstverständlich. Dieser Prozeß war im Jahr 1994 abgeschlossen. Ruinöse Gebäude, gefährliches Material, verseuchter Boden, verwundete Natur waren die Hinterlassenschaften. Das ganze Ausmaß der verbliebenen Altlasten kam erst nach und nach zum Vorschein. Trotzdem denkt man noch heute manchmal mit einer gewissen Verwunderung daran, daß dieser Rückzug überhaupt möglich wurde und ohne größeres Unheil verlief.
Die ehemaligen Kasernen sind heute größtenteils abgerissen oder zu modernen Wohnhäusern umgebaut; Wachttürme, Zäune und Depots sind verschwunden. Dort, wo Waffen und Militärfahrzeuge zu finden waren, prägen oft Handwerk und Gewerbe das Bild. Der Natur wurde geholfen, so gut es ging, und mancherorts wurde ehemaliges Manövergebiet sogar zum Biotop.
Zwischen 1995 und 1996 fotografierte ich auf einem verlassenen Kasernengelände am Rande der Stadt Plauen Relikte und Spuren der einstmals zweitgrößten Militärmacht der Welt.
Es war nicht meine Absicht, eine Dokumentation zu erstellen, sondern an einem jahrzehntelang verbotenen Ort Impressionen einzufangen von der Fragwürdigkeit und Vergänglichkeit irdischer Macht.