Die Stadt Venedig und insbesondere ihr Karneval - das war für mich immer ein Mythos gewesen, eine traumhafte Welt, unerreichbar. Seit dem Jahr 1989 weiß hier wohl jeder, wie schnell manchmal Wunschträume Wirklichkeit werden können - günstige persönliche Bedingungen und ein Mindestmaß an finanziellen Mitteln vorausgesetzt.
So begab ich mich im Februar 1992 auf eine einwöchige Bus-Rundreise nach Italien, auf deren Programm u. a. die Städte Rom, Pisa, Florenz, Sorrent und - zuletzt - Venedig standen. Meine Informationen über die Zeitdauer und den Verlauf des Karnevals in der Lagunenstadt waren nur spärlich. Außerdem war ich ja vom Zeitplan der Reisegesellschaft abhängig, der mir letztlich nur drei Stunden EINES Nachmittages Zeit und genügend Helligkeit zum Fotografieren ließ. So war es also mehr dem Zufall zuzuschreiben, daß ich mitten in das schönste Karnevalstreiben hineingeriet und fasziniert wurde von der ganz besonderen Atmosphäre in der Stadt - ist doch das Geschehen in Venedig kaum zu vergleichen mit dem schrillen, lauten Faschingstreiben hierzulande. Einerseits von zahllosen historischen Kostümen geprägt, die erst vor der architektonischen Kulisse so recht ihre Wirkung entfalten - andererseits das Touristengewimmel heutiger Zeit, von Japanern bis zu Amerikanern, Fotoapparate, teure Pelze und der Duft guten Parfums in der Luft. Dominierend aber bleiben die Kostüme in ihrer oft übersteigerten Pracht, deren Träger sich meist hinter Masken verbergen und nur einen geheimnisvollen Blickkontakt zulassen. Nationalität, Alter oder Geschlecht bleiben oft ein Rätsel, und die Verständigung findet vorwiegend mittels Gesten, also lautlos, statt.
Ich war vom Geschehen so fasziniert, daß ich es ermöglichte, ein Jahr später, 1993, wieder zu diesem Zeitpunkt nach Venedig fahren zu können, diesmal mit Pkw und mit Zeit für ZWEI Foto-Nachmittage. Von Glück konnte ich sprechen, daß während meiner beiden Aufenthalte in der Stadt herrlichstes Wetter war, klarblauer südlicher Himmel und fast sommerliche Temperaturen, und weder Regen noch Überschwemmung mich an meinem Vorhaben hinderten.
Nicht das Karnevalstreiben insgesamt, sondern die besondere Stimmung, die von den kostümierten Gestalten ausgeht, und ihre Wechselwirkung mit der Architektur wollte ich mit fotografischen Mitteln festhalten und - wenn möglich - ohne störendes “Drumherum” weitervermitteln, was ein meist recht schwieriges Unterfangen war. Inwieweit mir das gelungen ist, muß der Betrachter selbst entscheiden.
Leider mußte ich die Stadt immer abends mit dem letzen Boot (ca. 20 Uhr) verlassen, so daß ich keine Gelegenheit hatte, das nächtliche Treiben in den Palästen fotografisch zu beobachten, denn da beginnt dann wohl der eigentliche Karneval.... Aber sicher nicht nur aus finanziellen Gründen ist der Zugang dahinein sehr schwierig. Ein besonderer Wunschtraum, der mir noch unerfüllt blieb, aber wer weiß, manchmal werden Träume auch wahr....
Im Foyer des Vogtland -Theaters Plauen zeigte ich in den Jahren 1993 und 1994 die fotografischen Ergebnisse meiner beiden Reisen nach Italien in zwei Ausstellungen mit jeweils über 30 Fotos. Weitere Ausstellungen mit diesen Fotos waren in Bayreuth, Hof, Schleiz, Kühdorf, Meißen, Elsterwerda und Plauen zu sehen.